Gesetze der Dummheit
12 Gesetze der Dummheit
Buchrezension: Henning Beck: 12 Gesetze der Dummheit
In seinem Buch „12 Gesetze der Dummheit“ geht der Autor Henning Beck auf überkommene Denkprozesse ein, die uns daran hindern, lebenswichtige Aufgaben der Gegenwart mit ausreichend viel Verstand und Augenmaß anzugehen. Dabei können wir weit mehr, als wir glauben: Wir müssen nur verstehen, wie unser Denken eigentlich funktioniert.
Details zum Buch
- Titel: „12 Gesetze der Dummheit“
- Autor: Henning Beck
- Sprache: Deutsch
- Erscheinungsdatum: 31.08.2023
- Verlag: Econ
- Seitenzahl: 256
- Format: Taschenbuch, 20,4 x 13,7 x 2,7 cm, 309 g
- Preis: 20,- €
- ISBN: 9783430211024
Zum Inhalt
Henning Beck geht es in seinem Buch um Denkfehler, welche vernünftige Entscheidungen der Politik und überhaupt in der Gesellschaft verhindern. Er betrachtet das Problem auf einer fachlichen Ebene: Der Autor ist Neurowissenschaftler. Selbstverständlich ist es legitim zu hinterfragen, ob uns möglicherweise unser Gehirn dabei bremst, die gewaltigen Umbruchprozesse der Gegenwart richtig zu verstehen und – noch wichtiger – richtig darauf zu reagieren. Sie sind in der Tat immens: Die gesamte Welt muss sich dem Klimawandel stellen und ihn so weit es geht abschwächen.
Ein Gegeneinander kann es dabei nicht geben, politische Differenzen oder gar Kriege hin oder her. Damit verknüpft ist die Energiewende, die für alle Staaten der Welt aktuell die wohl größte Herausforderung darstellt. In Deutschland kämpfen wir zusätzlich damit, die Wirtschaft und die Verwaltung zu digitalisieren. Die demokratischen Staaten der Welt wehren sich gleichzeitig gegen Fake News, um ihre Lebensform zu schützen, die mehr denn je durch die digitale Meinungsmanipulation gefährdet ist.
Es gibt, wo so viel Not auszumachen ist, freilich immer viele gute Ideen, konkrete Vorschläge und sehr genaue Vorstellungen zur lebenswerten Zukunft. Doch warum schaffen wir nicht den nötigen Wandel? Warum steigt die globale Temperatur immer weiter an, warum stoßen wir Jahr für Jahr mehr CO₂ aus? Warum spitzt sich die politische Lage zu, statt zu einem Miteinander zu führen, das doch so dringend nötig wäre? Dieses Phänomen untersucht Henning Beck.
Er hat 12 kognitive Denkphänomene identifiziert, die uns alle gemeinsam falsch handeln lassen. Zumindest bremsen sie unsere Intentionen aus. Mit der bloßen, recht pessimistischen Beschreibung begnügt sich der Autor allerdings nicht. Er erklärt auch, wie wir wieder zu gestaltenden Kräften finden. Das kann sogar nach einer ganzen Reihe von offenkundig falschen Entscheidung geschehen, denn aus diesen lernen wir schließlich. Wenn wir diese Denkprozesse richtig verstehen, sollten wir es schaffen, uns zu verbessern und die Zukunft optimal zu gestalten. Dazu gehört freilich großer Mut zur Veränderung. Wir brauchen ihn: Die Krisen sind wahrlich groß, Übertreibungen gibt es eher nicht. Seriöse Wissenschaftler warnen einhellig und auf fundierter Faktenbasis davor. Doch unsere Fähigkeiten zur Problemlösung sind viel größer, als wir es bislang ahnen.
Diese ermutigende Lektüre kommt in unserer Zeit größter Herausforderungen gerade richtig.
Über den Autor
Dr. Henning Beck (*1983) studierte in Tübingen Biochemie und promovierte im Fach Neurowissenschaften. Derzeit forscht und lehrt er in Berkeley an der University of California. Als Autor ist er sehr aktiv: Er publiziert regelmäßig für Deutschlandfunk Nova und in der WirtschaftsWoche, hält Vorträge zur Hirnforschung und zur Kreativität und hat neben seinem jüngsten, hier vorgestellten Buch auch „Irren ist nützlich“, „Das neue Lernen“ und „Hirnrissig“ veröffentlicht. Sein Hauptwohnsitz ist Frankfurt am Main.
Rezensionen zu „12 Gesetze der Dummheit“ von Henning Beck
Die meisten Leserinnen und Leser begrüßen die Publikation. Sie nennen sie ein tolles Buch, das die Augen öffnet, den Horizont erweitert und dazu beiträgt, die aktuelle Weltlage anders zu betrachten. Ein Leser verweist auf Parallelen zum Schweizer Schriftsteller Rolf Dobelli (*1966), von dem unter anderem „Die Kunst des klaren Denkens“, „ Die Kunst des klugen Handelns“ und „Die Kunst des guten Lebens“ erschienen sind (alles Bestseller). Dobelli zeigt in seinen Werken ebenfalls systematische Denkfehler auf, der Vergleich mit den „12 Gesetze der Dummheit“ von Henning Beck ist legitim. Dessen Buch empfinden einige Rezensenten als Blick hinter den Theatervorhang kurz vor der Aufführung. Ganz allgemein wird die Betrachtung des Denkens und der Persönlichkeitsentwicklung durch Henning Beck sehr geschätzt.
Bestätigungsfehler
Dieser nutzt den Begriff des „Confirmation Bias“, also des Bestätigungsfehlers. Darauf macht einer der Leser aufmerksam. Der Bestätigungsfehler gilt als kognitives Phänomen, das zu Verzerrungen bei der Verarbeitung neuer Informationen führt, wenn diese vorhandenen Grundüberzeugungen widersprechen. Allerdings können Menschen einen Confirmation Bias zulassen oder nicht. Sie interpretieren wahlweise neue Informationen wirklich als neu, was unbequem ist und eine angestrengte Analyse erfordert, oder sie ordnen sie in ihre bestehenden Überzeugungen ein. Dann tritt der genannte Bestätigungsfehler auf. Dieser führt in der Regel dazu, dass alle Beweise ignoriert werden, welche den eigenen Überzeugungen widersprechen. Das war beispielsweise unter den Impfgegnern während der Coronapandemie zu beobachten. Ein Confirmation Bias wird durch mehrere Faktoren begünstigt:
- Informationen, welche die eigene Grundüberzeugung verstärken, erhalten mehr Aufmerksamkeit als widersprechende Informationen.
- Bestätigende Informationen werden besser erinnert, widersprechende hingegen verdrängt, verleugnet, sublimiert oder falsch rationalisiert.
- Die betreffende Person verringert mithilfe des Bestätigungsfehlers kognitive Dissonanzen und das damit einhergehende Unbehagen.
Es ist bedeutsam, dass der Neurowissenschaftler Henning Beck den Confirmation Bias anspricht. Dieser kann, wenn sich ganze Gruppen dieses Mechanismus´ bedienen, schwerwiegende Folgen haben. Das Beispiel der Coronapandemie, aber auch jüngere politische Phänome wie die zunehmenden Fliehkräfte in der Gesellschaft, der Hang zu extremistischen Parteien oder die Verleugnung der Klimakrise haben die einschlägige Gefahr aufgezeigt. In der Wirtschaft werden aufgrund von Bestätigungsfehlern äußerst ungünstige Entscheidungen getroffen – und zwar auch von ansonsten klugen und bestens ausgebildeten Managern.
In der Politik wählen Menschen Parteien und Kandidaten, deren Qualifikation für die Lösung anstehender Probleme augenscheinlich nicht genügt, die aber auf meistens populistische Weise die eigenen Grundüberzeugungen bedienen. Selbst Wissenschaftler sind vor dem Confirmation Bias nicht gefeit. Sie konzentrieren sich dann auf Daten, welche die eigene Hypothese bestätigen. Widersprechende Daten ignorieren sie. Einem Bestätigungsfehler kann man aber vorbeugen. Der erste Schritt dazu ist, diese Möglichkeit überhaupt zu kennen und an sich selbst die Tendenz zu beobachten, solchen Bestätigungsfehlern aufzusitzen. Dazu gibt das Buch „12 Gesetze der Dummheit“ von Henning Beck wichtige Anstöße.
Einzelne Kapitel des Buches Gesetze der Dummheit
Henning Beck behandelt in einzelnen Kapiteln jeweils tiefschürfend bestimmte Themen. Dabei fasst er sich kurz: Es wäre gut vorstellbar, aus jedem dieser Kapitel ein eigenes Buch zu machen. Unter anderem fasst er diese heißen Eisen an:
- Individualismus
- Social Media
- Bildung – kein Schutz vor falschen Denkmustern
- (mangelnde) Qualität von Zukunftsprognosen
- Abneigung gegen Verbote
- Fixierung auf die Gegenwart
- Angst vor Risiken
- Polarisierung in der Gesellschaft
- Bürokratisierung
- (falsches) Streben nach andauerndem Wachstum
- menschliche Freude an Schwarzmalerei
Er fordert im zweiten Kapitel die Leser sogar zu einem Gedankenexperiment auf. Sie mögen sich ein Fahrrad vorstellen und es dann aufmalen. Wer sich darauf einlässt, bekommt meistens nur eine groteske Karikatur dieses doch so bekannten Alltagsgeräts hin. Dabei geht es Henning Beck darum, uns die Probleme unseres Denkens anschaulich aufzuzeigen. Dass daraus kein Frust beim Leser entsteht, liegt an der humorvollen und manchmal sogar blumigen Schreibweise des Autors. Dabei bleibt er stets am nah am fachlichen Kontext und zitiert diverse Studien, die er allerdings populärwissenschaftlich (und somit angenehm für die Leser) im Fließtext unterbringt. Natürlich lässt er stets auch seine eigenen Positionen erkennen, wobei er sich oft rhetorischer Fragen bedient.
Fazit der Gesetze der Dummheit
Es geht in diesem Buch um die Begrenztheit unseres Denkens und die Gefahren, die daraus erwachsen. Dennoch lässt uns Henning Beck nicht desillusioniert zurück. Er liefert im Gegenteil wissenschaftlich fundierte Ansätze, mit denen wir optimistisch nach vorn blicken dürfen: Unser Denken lässt sich ändern. Unsere Probleme können wir lösen!
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[…] in der Serie erwähnt wird – wie auch in allen anderen Superman-Filmen – kann Clark durch seine Dummheit seine Mission gefährden? Und wird es Clark schaffen durch seine Kraft oder durch einen Zufall? […]
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